Kontrollierbar und belastbar
Immer wieder hört man die Begriffe Impulskontrolle und Frustrationstoleranz, dies nicht nur beim Hund, sondern auch beim Menschen. Hier so kurz und knapp wie möglich erklärt was man unter diesen Begriffen überhaupt versteht.
Frustrationstoleranz: Wie viel Frustration verträgt ein Individuum bis es zur Eskalation kommt? Dies wird mit diesem Begriff bezeichnet. Dabei spielt nicht nur eine Rolle wie viel Frust im Spiel ist sondern wie schnell er entsteht. Bei Hunden(auch Menschen) mit einer niedrigen oder mangelhaften Frustrationstoleranz sind sehr viele Situationen frustrierend uns sie reagieren auf, für andere unproblematische, Situationen mit übermässiger Frustration welche zu einem Abbau an sich selber oder an Dritten abreagiert wird (übermässiges Aggressionsverhalten). Zugrundeliegend sind genetische Faktoren (Rassebedingt), aber auch erlernte Verhalten, wenn der Hund nicht gelernt hat mit Frust um zu gehen, frustrierende Situationen immer schlecht für ihn ausgingen und keine adäquate Hilfestellung seitens Hundehalter gemacht worden ist.
Impulskontrolle: Wie der Name schon sagt bezieht sich die Impulskontrolle auf die Regulation der eigenen Impulse. Etwas zu wollen aber trotzdem davon abzulassen. In der Humanpsychologie geht eine mangelnde Impulskontrolle einher mit neurodiversen Erkrankungen wie AD(H)S oder Autismus. Solche neurodiversen Anomalien sind beim Hund noch wenig erforscht. Hunde sollte sehr kleinschrittig in die Impulskontrolle antrainiert werden. Einfache Warte Übungen tun da schon ihren Dienst. Etwas kurz auszuhalten ist gerade für junge Hunde eher schwierig. Hier steht an oberster Stelle die Training Schritte nicht zu überspannen und gut zu belohnen. Ebenfalls ist das Timing eurerseits immens wichtig.
Reisst die Impulskontrolle ist Frustration vorprogrammiert wo wir dann wieder bei der Frustrationstoleranz landen.
Impulskontrollübungen im Alltag
Begrüssungsübungen:
Bei der Begrüssungsübung geht es darum dass eure Hunde lernen sich zu beherrschen wenn ihr auf Mitmenschen oder andere Hunde trefft. Dabei wird der Hund neben oder leicht versetzt hinter euch in ein Wartesignal gebracht damit wir als erstes ein paar Worte mit dem Gegenüber wechseln können ohne dass unsere Hunde vorschnell beim Gegenüber sind und etwa noch hochspringen oder die Hunde an der Leine zueinander geraten.
Wenn ihr diese Übung in den Alltag einbaut wird es euch schnell gelingen euren Hund kontrolliert in solche Situationen zu geleiten.
Bleib:
Bleib oder Warteübungen sind ungemein wichtig für die Impulskontrolle. Wenn ein Hund gut warten kann, was gerade bei Junghunden manchmal nicht einfach ist, könnt ihr dieses Bleib sehr gut in Situationen setzten wo eine grössere Impulskontrolle von Nöten ist.
Picknicken:
Anstelle eines Spazierganges empfiehlt sich, gerade für hibbelige Hunde, Picknicks ein zu bauen. Beispielweise fahrt ihr mit dem Auto an ein ruhiges Flecken und verweilt da. Das entschleunigt nicht nur euch, sondern auch euren Hund.
Stopübungen auf Guddies oder Spielzeug/ Dreiecksübungen:
Stopsignale sind keine Abbruchsignale, es sind Signale die den Körper stoppen sollen. Beispielsweise jagt mein Hund gerne Vögel aller Art. Da es aber nicht tolerierbar ist (tierschutzrelevante Gründe und auch selbst belohnende Aspekte) kann ich meinen Hund beibringen dass ein Stop in eine Jagdsequenz gehört und wenn er dieses befolgt wird er immer Erflog (über den Halter) haben. Bei Hütehunden die später an der Herde arbeiten werden wird oft auch ein Platz verwendet.
Anti-Jagd-Training:
Wir können unseren Hunden nicht beibringen nicht zu jagen. Jagen ist in der Genetik unserer Vierbeiner manifestiert und nicht wegtraininrbar sondern nur umlenkbar. Im besten Falle ist es dass ein Hund keinen Jagderfolg haben wird, dh. nicht nachspringen lassen von Vögel, Mäusen etc. auch schon das nachjagen ist selbst belohnend und führt zu einem exzessiverem Jagdverhalten (da es fort zu optimiert wird). Dies ist eines der Gründe warum junge Hunde an einem Geschirr in Kombination mit einer Schleppleine geführt werden soll.
Frustrationstoleranz stärken
Abbruchsignale trainieren:
Beherrscht dein Hund ein Abbruchsignal hast du schon vieles für seine Frustrationstoleranz gemacht. Denn da geht es vor allem darum dem Hund etwas auszureden was er gerade im Sinne hat. Dies kann für viele Hunde, vor allem in der Anlernphase, sehr frustrierend sein. Da in unserem Abbruchsignaltraining wert darauf gesetzt wird das es für unsere Hunde gut ausgeht und er über den Besitzer zu einem, anderen Erfolg, kommt, lernt dein Hund automatisch das Frustration nicht bedeuten muss dass es in die Abwärtsspirale geht. Längerfristig empfindet dein Hunde weniger Frust und wenn dann doch weiß er wie er sich helfen kann ohne in eine Eskalationsleiter zu kippen.
Auffangen von Bewertungen:
Um Frust vor zu beugen empfiehlt es sich das wir gewisse Situationen helfen positiv zu bewerten. Oftmals wird gesagt das der Hund aus heiterem Himmel gewisse Verhalten zeigt. Das stimmt nimmer. Außer bei neuronalen Aussetzern, etwa ausgelöst durch einen Hirntumor, gibt es keinen Einzigen Hund der frustrierte oder aggressive Verhalten einfach so und sinnlos zeigt.
Ein Paradebeispiel ist die Frustration von Hunden wenn es ihnen nicht gewährt wird zu einem Artgenossen zu gehen. Dies ist etwas das ein Hund lernen muss.
Click für Blick ist dabei ein gutes Mittel um Situationen positiv/ neu positiv zu bewerten. Dabei clicken/Markieren wir wenn der Hund den Stressor anschaut und belohnt in nach dem Click mit einem Suchfeld, Spielzeug oder einzelnen Guddies.
Safety Points für unterwegs:
Unterwegs ausruhen ist für Hunde sehr wichtig. Einen mobilen Safety Point zu machen ist nicht mal so schwer. Falls du noch nichts über Safety Points weißt kannst du dich hier einlesen.
Lege eine handliche Decke (diese die du in Zukunft mitnehmen möchtest) in deinen Home Safety Point und trainiere die Decke gleich mit (lege sie in die Boxe, Laufgitter etc.) Nach dem Ausflug legst du die Decke wieder in den Safety Point zu hause. Ideal geeignet für Restaurantbesuche und als Pausendecke für längere Ausflüge.
Hundekontakte sind nicht die Regel:
Das Non-Plus- Ultra für gute Impulskontrolle bei Begegnungen mit Artgenossen sind:
- keine negative Erlebnisse (Achtung: was schlimm ist entscheidet jedes Individuum für sich)
- dein Hund darf nicht zu jedem Hund der am Horizont auftaucht
- kein weiter Gezerre wenn dein Hund Frustration an der Leine zeigt (richtet sich v.a an Halter von kleinen Rassen)
Punkt Nummer zwei ist besonders wichtig weil es für deinen Hund nicht den Anschein machen sollte dass jeder andere Hund auf der Welt mit ihm in Kontakt treten möchte. Wenn man ein geschultes Auge hat sieht man sehr oft dass sich Hunde nicht wohl fühlen wenn sie mit vielen anderen Artgenossen zusammen geführt werden. Zudem ist diesen „Freudige“ und „stürmische“ oft gar keine echte Freude sondern ein „Fiddle about“- also eine Lösung Strategie in einem Konflikt. Bewahre deinen Hund davor und macht qualitativ gute Spaziergänge mit seinen 1-3 engsten Hundekumpels. Ansonsten nehmt ihr euren Hund an die Leine wenn ein fremder Hund auftaucht, dann hoffen wir mal dass das Gegenüber soviel Anstand besitzt dasselbe zu tun.
Spielzeug und Spielregeln:
Spielen, rangeln, freundliches raufen, hetzten, schütteln- das Spiel unserer Hunde kennt viele Facetten. Es ist sehr wichtig dass wir unseren Hunden beibringen das ein Spiel auch regeln hat. Wie wenn wir etwa Monopoly oder Schach spielen, oder bei einem spannenden Jass beieinander sitzen, wir alle wissen dass diese Spiele regeln haben (na gut, beim Monopoly reißt so bei einigen die Impulskontrolle ;))
Genau so wichtig ist ist es, bereits dem jungen Hund einige Spielregeln bei zu bringen- mehr dazu hier
Aufmerksamkeitsheischendes Verhalten:
Hunde lernen immer, auch wenn es uns nicht bewusst ist. Gerade Hunde die zu Aufmerksamkeitsheischenden Verhaltensweisen tendieren werden auch in der Frustration eher auf diese Verhaltensweise zurückgreifen. Oft kann man, gerade auf den Hundesportplätzen, Hunde beobachten die in Frustrierenden Situationen ihren Besitzer ankläffen und anspringen. Dies oft weil der Hund gelernt hat dass man ihm erst dann hilft wenn er bellt. Wir helfen dann weil es unangenehm ist wenn der Hund pausenlos kläfft und weil wir mit dem Hund auch nicht gut arbeiten können wenn er uns anbellt. Daraus entwickeln sich oft Verhaltensketten: Kommando nicht sauber trainiert =Frustration &Unsicherheit=Gebell= Hilfestellung. Irgendwann verknüpft sich das Signal direkt mit dem Gebell, der Hund hat anscheinen gelernt dass das Gebell dazu gehört. Man kann dem Hund aber nicht unbedingt die Emotion absprechen den diese könnte mit auf konditioniert sein. Deswegen ist es dann am besten einen komplett neuen Aufbau mit komplett neuen Signalen zu machen.