Lerntheorie und Grundsätze des Hundetrainings

Warum und wie trainieren wir überhaupt unsere Hunde?

Seit der Domestikation vom Wolf vor ca. 10`000 Jahren haben wir den Hund auf die verschiedensten Verwendungszwecke gezüchtet. Das heisst das alle, auch die Kleinsten und Grössten, Hunde eine Veranlagung haben um zu Jagen, Hüten und Wachen. Jedoch, ebenso durch züchterische Selektion, sind unsere Hunde unglaublich empfänglich für menschliche Signale. Das macht es uns natürlich relativ einfach gewisse Verhaltensweisen zu verstärken und zu formen oder um zu formen.

Als Hundehalter in eher dichtbesiedelten Regionen der Welt trägt man mehrere Verantwortungen.

  1. Ich muss meinen Hund ein artgerechtes Leben bieten können
  2. Ich muss meinem Hund eine artgerechte Auslastung bieten können
  3. Ich bin dafür verantwortlich das mein Hund die Welt als hauptsächlich positiv wahrnehmen kann
  4. Ich stehe in der Verantwortung das von meinem Hund keine Gefahr ausgeht

Hundetraining= Gesellschaftskonformität und Angepasstheit

Um eine gewisse Angepasstheit erreichen zu könne sollte man seinem Hund gewisse Benimmregeln beibringen. Je klarer diese Benimmregeln sind desto einfacher wird es für mich und meinen Hund ein gemeinsames Leben ohne grosse Konflikte zu meistern. Gut wäre es alleweil wenn ich diese Benimmregeln auf positive und wohlwollende Art und Weise beibringen kann. Deswegen gibt es Hundeschulen mit immer mehr gut ausgebildete Hundetrainern die sich auf neuste Erkenntnisse stützen und ihr Training dementsprechend gestalten.

Eine oft gestellte Frage: Wie lange dauert es bis mein Hund alles kann?

uff…von 20- 150 Lektionen habe ich schon alles erlebt. Wie der Herr, so das Gescherr ;) Ein erfolgreiches Hundetraining steht und fällt mit dem Engagement und Lernbereitschaft des Besitzers.

Training verbindet

Hundetraining sollte keinen Kampf zwischen zwei Individuen darstellen. Wenn ich richtig durchdacht trainiere kann ich meinem Hund so ziemlich alles als sinnvoll und spassig verkaufen und dies gibt mir und meinem Hund eine tolle Zeit die uns verbindet. Mehr dazu kannst du in Gemeinsame Nenner finden.

Wie können wir unseren Hunden das Lernen einfach und artgerecht gestalten?

Es ist immer sinnvoll wenn man sich Wissen über sein Gegenüber aneignet. Im Falle von Hundetraining ist es für Besitzer ein Minimum sich mit den simpelsten Grundsätze der Lerntheorie bekannt zu machen.

Here we go:

Konditionierung: Verknüpfungen

Iwan Pawlow ist der Vater der Konditionierung. Nein, er hat diese nicht erschaffen, er hat lediglich den Prozess erkannt und benannt. Aus Pawlows Studien gehen zwei sehr wichtige Begriffe hervor (übrigens auf für den humanpsychologischen Bereich).

Klassische Konditionierung: Einem bedeutungslosem (unbedingtem) Reiz wird eine Bedeutung zugeschrieben (bedingt). Abbildung: Glocke = Futter

Operante Konditionierung: Lernen durch „Versuch und Irrtum“ . Ein Verhalten zieht eine positive Konsequenz nach sich, es wird öfters gezeigt. Umgekehrt dasselbe.

Verstärker:

Primär: Clicker, Marker, Markerwort

Sekundär: Futter, Guddies, Spielzeug

Intermittierend: Lobwort (Keep going Signal)

Möchte ich also meinem Hund ein Verhalten beibringen ist es sinnvoll dieses zu markieren und zu belohnen. Der Hund wird die Verknüpfung schneller machen.

Belohnungs und Bestrafungsformen verstehen 

Positive Belohnung: Futter, Spiel, Aufmerksamkeit

Negative Belohnung: ich nehme dem Hund etwas Unangenehmes weg. Alltagsbeispiel: Ich drücke meinem Hund den Finger auf den Rücken, wenn er sitz ist das ganze negativ belohnt weil der Druck des Fingers entweicht. nicht zu empfehlen.

Positive Bestrafung: Ich füge meinem Hund etwas unangehnems an. ZB: Leinenruck, Alphawurf, Würgen, Schlagen, Treten, Drohfixieren, übermässiger Druck.  Nicht zu empfehlen.

Negative Bestrafung: Ich nehme meinem Hund etwas Gutes weg. Alltagsbeispiel: Ich zücke ein Futter und sage meinem Hund er soll sitzen, er setzt sich aber nicht hin. Ich packe mein Futter wieder in meine Tasche. 

Repetition

Um ein Verhalten zu festigen braucht es Wiederholungen. Da wir unseren Hunden eine komplett neue Sprache beibringen ist es sinnvoll sich einige Zahlen im Hinterkopf zu behalten. Hier sind einige alltägliche Signale vom Antrainieren bis hin zur Generalisierten Ausführung:

  • Sitz/ Platz: 500-800 x
  • Bleib: 3000-4000 x
  • Rückruf: 10`000 x
  • Aufmerksamkeitssignal: 8`000-10`000 x

Generalisieren/ Verallgemeinern

Die Verallgemeinerung von etwas meint dass es in jedem Kontext und in jeder Umgebung gelten kann. Im Hundetraining brauchen wir dieses Wort in einem positivem aber auch einem negativem Bezug. Zb: Das Sitz deines Hundes ist generalisiert, meint: Dein Hund ist fähig in jeglicher Situation dein Sitzsignal anzunehmen. Andersherum: Die Angst deines Hundes ist generalisiert, meint: Dein Hund hat bereits ein sehr breites Spektrum an Stressoren die bei ihm Angst auslösen (generalisierte Angststörung, auch in der Humanpsychologie bekannt)

Gegenkonditionierung

Ein Reiz hat schon eine Bedeutung und wir trainieren mittels Gegenkonditionierung dem Reiz eine andere Bedeutung zuzusetzen. Das ist immer schwieriger und langwieriger als wenn man unbedingte Reize verknüpfen möchte.

Desensibilisierung

Ähnlich wie Gegenkonditionierung. Wir Schwächen die Intensität des Stressors mittels Gegenkonditionierung ab. Im Training nennen das viele Leute „den Hund ablenken“. Kommt, im Volksmund, etwa so hin. Desensibilisierung & Gegenkonditionierung sind im Hundetraining mit „schwierigen“ Hunden nicht weg zu denken.

Tierschutzrelevanz: 

Hunde haben Rechte, diese sind im schweizerischen Tierschutzgesetz verankert. Als Hundehalter und auch als Hundetrainer stehen wir in der Pflicht unsere Trainingsmethoden nach Tierschutzgesetz zu gestalten. Hier die Gesetzestexte und die Bedeutung dazu: TschV Art.37 1-3

Aufzucht und Erziehung der Hunde sowie der Umgang mit ihnen müssen die Sozialisierung gegenüber Artgenossen und Menschen sowie die Gewöhnung an die Umwelt gewährleisten. Für Nutzhunde ist die Sozialisierung dem Einsatzzweck anzupassen.

2 Massnahmen zur Korrektur des Verhaltens von Hunden müssen der Situation angepasst erfolgen. Verboten sind: 

a.
Strafschüsse;
b.
das Verwenden von:

1. Zughalsbändern ohne Stopp, (auch Geschirre ohne Stopp und Wasserflaschen oder Sprühhalsbänder)
2.Stachelhalsbändern,
3.anderen Führhilfen mit nach innen vorstehenden Elementen;
c. übermässige Härte, wie das Schlagen mit harten Gegenständen. (keine Aversion im Hundetraining)

3 Zum Ziehen dürfen nur geeignete Hunde verwendet werden. Ungeeignet sind insbesondere kranke, hochträchtige oder säugende Tiere. Die Hunde sind in geeignete Geschirre einzuspannen.